The Unanticipated Use of Fitness Tracking Technologies During Post-COVID Syndrome

Link zur Studie

Die Autoren dieser Studie führten 21 Interviews mit Personen durch, die sich selbst als Long Covid Patienten identifizierten und Fitness-Tracking-Technologien zur Krankheitsbewältigung einsetzten. 

Um was geht es?

Die Studie ergab, dass Fitness-Tracking-Technologien von Long Covid Patienten für drei Hauptzwecke genutzt werden:

1. Energiemanagement durch Pacing

Die Teilnehmer nutzten die gesammelten Daten, um Zusammenhänge zwischen ihren Aktivitäten und deren Auswirkungen auf ihren Gesundheitszustand zu erkennen. Anhand von Daten wie Herzfrequenz, Schlafqualität und dem “Body Battery”-Wert (Garmin) konnten die Teilnehmer ihre täglichen Energiegrenzen besser einschätzen. Die Überwachung der Herzfrequenz in Echtzeit half den Teilnehmern, ihr Aktivitätsniveau anzupassen und Überanstrengung zu vermeiden. Durch die Analyse retrospektiver Daten konnten die Teilnehmer schädliche Aktivitätsmuster erkennen und ihre zukünftigen Aktivitäten entsprechend planen.

2. Krankheitsnachweis

Die quantifizierten Daten der Fitness-Tracker lieferten den Teilnehmern einen objektiven Beweis für die Schwere ihrer Symptome und halfen ihnen, ihre Krankheitserfahrung zu validieren, insbesondere gegenüber Ärzten, Freunden und Familie, die oft Schwierigkeiten hatten, die Auswirkungen von Long Covid zu verstehen.

3. Kontrolle und Handlungsfähigkeit:

Die Nutzung von Fitness-Trackern ermöglichte es den Teilnehmern, ein besseres Verständnis für die Reaktionen ihres Körpers auf verschiedene Aktivitäten zu entwickeln. Obwohl die ständige Datenüberwachung bei einigen Teilnehmern zu Angstzuständen führte, boten die gewonnenen Erkenntnisse vielen auch ein Gefühl der Kontrolle über ihre Gesundheit in einer Zeit grosser Unsicherheit.

Design-Implikationen für zukünftige “Pacing-Technologien”

Die Studie zeigt deutlich, dass die derzeitigen Fitness-Tracker nicht optimal auf die Bedürfnisse von Menschen mit Long Covid zugeschnitten sind. Die Autoren leiten aus ihren Ergebnissen wichtige Design-Implikationen für die Entwicklung von “Pacing-Technologien” ab. Zukünftige Pacing-Technologien sollten eine hohe Individualisierbarkeit ermöglichen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Zielen der Nutzer gerecht zu werden. Dazu gehören die Anpassung von Zielen, die Interpretation physiologischer Daten und die Integration von subjektiven Erfahrungen. Die Technologien sollten den Nutzern helfen, die gesammelten Daten zu interpretieren und in den Kontext ihrer Krankheit zu setzen. Dies kann durch erklärende Texte, Visualisierungen und die Hervorhebung relevanter Muster und Trends geschehen. Um potenziellen Angstzuständen durch die Datenüberwachung entgegenzuwirken, sollten Pacing-Technologien Funktionen bieten, die eine achtsame und bedarfsgerechte Nutzung der Daten fördern. Die Möglichkeit, Daten mit Ärzten, Freunden und Familie zu teilen, kann den Nutzern helfen, Unterstützung zu finden und ein gemeinsames Verständnis für ihre Krankheit zu entwickeln. Zukünftige Technologien sollten diese soziale Dimension von Pacing besser berücksichtigen.

Schlussfolgerung

Die Studie von Homewood et al. liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie Menschen mit Long COVID Fitness-Tracking-Technologien nutzen und welche Bedürfnisse sie an diese Technologien haben. Die Erkenntnisse der Studie liefern wichtige Impulse für die Entwicklung von nutzerzentrierten Pacing-Technologien, die Menschen mit Long COVID und anderen chronischen Erkrankungen dabei unterstützen können, ihre Gesundheit besser zu managen und ihre Lebensqualität zu verbessern.